Über das Schreiben. Über was schreiben?
Die Blogwelt ist seit einigen Tagen in Aufruhr über eine Bloggerin, die offenbar große Teile ihrer Persönlichkeit und ihres Lebens frei erfunden hat. Wie es scheint, hat diese Bloggerin ihre Phantasie-Erlebnisse nicht nur auf ihrem Blog verbreitet und damit zahlreiche Leser bezaubert, die sich nun betrogen fühlen, sondern auch erfundene Berichte als Artikel in den Medien platzieren können und mit gefälschten Quellen ihre angebliche Familiengeschichte im realen Leben untermauert. Ich kannte das betreffende Blog gar nicht, lediglich einen Artikel, der 2017 in der Zeit erschien. Ich erinnere mich, diesen sehr ungläubig gelesen zu haben mit dem Gedanken, dass diese Geschichte von der gebildeten deutschen Frau, die orientalischen Männern Sex-Aufklärung bietet, doch sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt und offensichtlich bestimmte Knöpfe bei den Lesern drücken soll.
Mit meiner unmaßgeblichen Meinung zu dieser Dame muss ich aber auch niemanden langweilen. Was dieser Blog-Fake-Fall aber seltsamerweise bei mir auslöst oder zumindest stark verstärkt, ist der Wunsch, endlich wieder selbst zu bloggen.
Lange habe ich (woanders) geschrieben, dann habe ich lange nicht mehr geschrieben, weil ich nur über schmerzhafte Dinge hätte schreiben können, dann wollte ich (hier) wieder schreiben, wusste aber nicht wie. Worüber, wie viel, in welcher Sprache, wie offen, wie verschlossen? Ich konnte mich nicht entscheiden, also habe ich doch nicht wieder geschrieben, wieder nicht geschrieben.
Vielleicht sollte ich mir einfach nicht so viele Gedanken darüber machen, dass mein Leben und meine Gedanken doch viel zu langweilig sind für ein Blog. Vielleicht sollte ich mir einfach nicht so viele Gedanken darüber machen, ob es angebracht ist, über Sex zu schreiben, wenn Sex mich nun mal interessiert. Vielleicht sollte ich mir einfach nicht so viele Gedanken darüber machen, ob ich nicht lieber auf Englisch schreiben sollte, weil auf Englisch meine Sätze nicht so unkontrollierbar ausufern wie auf Deutsch. Vielleicht liest das hier sowieso niemand und es ist egal. Just do it. Blog like nobody’s reading.
xlfsh
Das kenne, genau so, genau die gleichen Gedankengänge. Und ja, ich lese mit. Ich blogge an andere Stelle genau so, persönlich, authentisch, auch über Sexualität. Ich nehme die Artikel dann irgendwann offline, weil es mir doch unangenehm ist auf Dauer. Eine Handvoll lesen mit und wir mögen uns gegenseitig lesen.