Feline Fatale
Monday, February 22, 2021

Leben

Gestern habe ich auf dem Helmholtzplatz getanzt. Der Frühling kommt. Alles wird gut. :)

Thursday, December 31, 2020

Zwanzig. Zwanzig. Zwanzig.

In Worten niederzuschreiben, dass ich im Jahr 2020 20 (in Worten: zwanzig) Kilo abgenommen habe, ist erstaunlich schwer. Man sollte meinen, so eine Leistung trüge man stolz vor sich her und würde pausenlos damit angeben, aber dem ist nicht so. Im Gegenteil, es ist mir unangenehm, darüber zu sprechen, bedeutet es doch, dass ich am Anfang des Jahres 20 Kilo übrig hatte, die ich abnehmen konnte. Weil ich Übergewicht hatte. Ja, ist so. Ich will hier explizit niemanden angreifen, der einen BMI über 25 hat. Wunderbar, wenn sich jemand mit einem Gewicht, das als Übergewicht definiert wird, wohl fühlt und gesund ist. Ich habe mich nicht wohl gefühlt und ich war auch nicht gesund. In den letzten sagen wir mal 15 Jahren habe ich langsam aber stetig diese 20 Kilo zugenommen (sagen wir es, wie es ist: angefuttert), mich irgendwann selbst im Spiegel und auf Fotos nicht mehr erkannt und enorme Komplexe entwickelt. Fotos vermieden, Dates vermieden. Was aber nicht reichte, um endlich mal etwas gegen das Übergewicht zu tun, es bedurfte einer resoluten Hausärztin, die mir klipp und klar sagte, dass mein Blutzucker zu hoch sei und ich entweder abnehmen oder in 6 Monaten Medikamente dagegen nehmen könnte. My choice. Aus irgendeinem Grund war es das, was mich so nachhaltig schockiert hat, dass ich es geschafft habe, meinen Lebensstil zu ändern. Und wie ich den geändert habe, und mit welchem Erfolg. Ich habe selbst nie erwartet, 20 Kilo abzunehmen. Ich hatte keinen Plan, soundsoviel abzunehmen, das einzige Ziel war zunächst, den Gesundheitscheck nach 6 Monaten zu bestehen. Was mir mit Bravour gelungen ist. Und das, ohne eine Diät zu halten - stattdessen mit Sport, einer Kalorien-Zähl-App und verringerten Kohlenhydraten. Der Blutzucker also war im August so, wie er sein sollte. Und nun? 20 Kilo abzunehmen hat überraschende Nebenwirkungen nicht-körperlicher Art. Im Mai, nachdem ich etwas über 10 Kilo abgenommen hatte, bemerkte ein Bekannter "Du bewegst Dich ganz anders. Viel selbstbewusster." Was auch passiert, wenn frau nicht mehr übergewichtig ist, und darüber hinaus mehr oder weniger einem konventionellen Schönheitsideal entspricht: sie wird plötzlich sichtbar. Für Männer, klar, aber auch grundsätzlich. Als Übergewichtige war ich oft unsichtbar. Menschen sehen durch einen hindurch. Jetzt erlebe ich viel mehr Freundlichkeit von Fremden, viel mehr Bereitschaft, mit mir zu reden, Dinge für mich zu tun. Abartig eigentlich. Was auch passiert: man sieht sich selbst noch lange, sehr lange als übergewichtig. Der Spiegel muss lügen, ich bin doch dick. Alle meine Sachen haben sich in Zelte verwandelt? Wie kann das sein, ich bin doch dick. Der neue Wintermantel in Größe S passt perfekt? Wie. Kann. Das. Sein. Meine Aufgabe für 2021: Mich selbst wieder sehen. Als schlanke Frau, die keine Angst haben muss, fotografiert zu werden oder auf ein Date zu gehen. Uff.

Sunday, December 13, 2020

Die Einsamkeit der Flugbegleiterin im Lockdown

Oder: Die Regierung, der Feind in deinem Newsfeed.

Ja, mich gibt es noch. Bin umgezogen und sitze jetzt wie angekündigt im Schaumbad meiner Zweiraumwohnung in Pankow und sehe heiß aus. Also nicht jetzt gerade, aber schon sehr oft. Was soll frau auch sonst machen. Keine Dates, kein Schwimmbad, nix.

Der Lockdown im Frühling hat mir nicht viel ausgemacht. Home Office war super, draußen laufen gehen war super, allein sein war eh super. Jetzt? Ich sag's mal so: wenn introvertierte, einzelgängerische Replikantinnen wie ich sich einsam fühlen, dann ist die Lage ernst, sehr ernst. Home Office nervt, draußen ist es kalt und dauerdunkel, und das allein sein - HALLO? HALLOOO? IRGENDJEMAND? REDET MIT MIR! Seit März treffe ich mich privat nur mit einem Bekannten, und so fies das klingt, ich kann ihn nicht mehr ertragen. Ich will endlich mal jemand anders treffen, andere Geschichten hören, und zwar real, nicht nur in irgendwelchen Messenger-Apps.

Am Freitag hatte ich eine massive Migräne-Attacke, die ich nur auf Stress zurückführen kann. Normalerweise bekomme ich Migräne nur im Frühjahr, wenn das Wetter von Winter auf Frühling umschwingt. Freitag war ich gerade auf dem Weg zum Einkaufen, als das Flimmern vor meinem rechten Auge anfing. Als ich bei dm ankam, war die Aura in vollem Gang. Ich habe mich erst mal in die Ecke mit den Babywindeln zurückgezogen, bis ich wieder sehen und denken konnte. Ugh. Am Nachmittag dann krakeelte unser Bundesinnenhorst, dass wir sofort, jetzt, gleich den totalen Lockdown brauchen - und mein migränegequältes Gehirn produzierte traumatische Erinnerungen an die emotionalen Misshandlungen durch meinen Ex vor 10 Jahren. Nochmal: Ugh.

Was unsere Politik mit uns macht, dieser Maßnahmenadventskalender mit täglich neuen Regeln und sadistischen, micro-managenden Gängelungen des Alltags, fühlt sich genau so an wie das Leben mit meinem Ex. Die ständige Angst vor seinen Stimmungsschwankungen, der Versuch, sich an die Regeln zu halten, ihn bloß nicht falsch anzusehen, um keinen Stress zu haben. Der Unterschied ist, dass damals meine Wohnung der Ort war, vor dem ich Angst hatte und den ich versucht habe zu meiden. Jetzt ist meine Wohnung der einzige Ort, an dem ich meine Ruhe vor der Corona-Kakophonie habe. Falls nochmal jemand fragt, warum ich alleine lebe. Tür zu, Corona raus, ins Schaumbad rein. Splish-Splash.

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